Unschärfe ist eine Reduktion der Bildschärfe und Bilddeutlichkeit, eine Reduktion, die entweder durch zu große Distanz oder übergroße Nähe hervorgerufen wird. Der Rahmen geht verloren, die Intransparenz der Form löst sich auf, genaue Grenzen gehen über in die Zeit und den Raum anderer Formen. Unschärfe ist nicht nur ein ungenauer gemeinsamer Raum, der wegen der ungreifbaren, existenziellen Erschütterung vibriert, es besteht auch immer die Gefahr des Vergessenwerdens, dem Übergang von der Gegenwart ins Gedächtnis. Wenn etwas unscharf wird, bedeutet das, sich zeitlich zu entfernen, eine nicht visuelle Distanz zu erzeugen, was die Existenzbedingungen des Objekts verblassen lässt.

Mehr als jemals zuvor ist die Unschärfe eine Voraussetzung des poetischen Überlebens in einer dynamischen Gegenwart, die zwischen der Unsicherheit nicht zu existieren und nicht zu wissen wo man ist, oszilliert.